Les Fêtes de Bayonne – eine baskische Tradition seit 1932

Bayonne, der „Gute Hafen“ in baskischer Sprache, wartet im Juli jeden Jahres mit seinem Sommerfestival „Les Fêtes de Bayonne“ auf. Bis zu eine Million Besucher tummeln sich dann in der Stadt im tiefen Südwesten Frankreichs.Weiß- und rotgekleidete Menschen strömen durch die Straßen, tanzen zu baskischer Musik, feiern ausgelassen und verfolgen gespannt die Kuhrennen und Stierkämpfe im Viertel Petit-Bayonne und in der Arena.

Zur Geschichte der Bayonner Festtage

Eines Tages Anfang der 1930er Jahre kehrte das lokale Rugby-Team aus Pamplona in Spanien zurück, mit dem Vorschlag, die dortigen Festlichkeiten des Sanfermines auch in Bayonne auszurichten. Gesagt, getan. Am 13. Juli 1932 wurde das erste Fest feierlich eröffnet. Es diente als Auftakt zu den Festlichkeiten zum 14. Juli, dem französischen Nationalfeiertag. Bis auf die Kriegsjahre 1940 bis 1944 wurden die Fêtes de Bayonne seitdem jedes Jahr durchgeführt.

Seit 1947 überreicht der Bürgermeister der Stadt den Feiernden symbolisch die drei Schlüssel der Stadt. Sie öffnen die Türen zu den Vierteln Grand-Bayonne, Petit-Bayonne und Saint-Esprit. Für diese Aufgabe beauftragt der Maire (dt. Bürgermeister) prominente Persönlichkeiten. Sie werfen die Schlüssel in Übergröße vom Balkon des Rathauses in die Zuschauermenge.

Sandalenweitwurf, Omelett-Meisterschaften, Karrikaldi und andere Kuriositäten

Sie haben schon richtig gelesen! Diese Veranstaltungen gehören zum Programm der Fêtes de Bayonne. Wobei der Sandalenweitwurf noch zu den neuesten Disziplinen gehört und 2015 erstmals ausgetragen wurde. Die Vereine der Region, die sogenannten Peñas, können mit je zwei Mitgliedern teilnehmen. Im Jahr 2011 schaffte es der Sieger im 60 Kilometer entfernten Ort Salies-de-Béarn auf eine Weite von 31,50 Metern. Wahnsinn! Übrigens wird die Sandale nicht mit der Hand geworfen, sondern vom Fuß geschleudert.

Bayonne_Omelette_Weltmeisterschaft

Bei den Kochweltmeisterschaften geht es nicht um irgendein Omelett, sondern um das beste Omelett mit Peperoni (frz. piment). Über 250 Kilogramm wurden für den diesjährigen Wettbewerb geliefert. Der Piment d’Espelette, der aus den roten Chili-Schoten der Gorria-Pflanze gewonnen wird, gehört zu den wesentlichen Bestandteilen der baskischen Küche.

Was mag sich wohl hinter dem Begriff Karrikaldi verbergen? Es hat nichts mit Karaoke zu tun, auch nichts mit Karikaturen, nein. Während des Karrikaldi tanzen und singen die Basken in traditionellen Kostümen. Es bildet einen der Höhepunkte der Feierlichkeiten. Auch der große Festumzug darf auf dem Programm nicht fehlen.

Mit am Start ist immer König Léon, eine Art Maskottchen. Sein treuer Hofstaat in riesiger Dimension weicht ihm nicht von der Seite: der Hofnarr für den festlichen Aspekt, der Feldwebel für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung, der Chocolatier als Referenz der gastronomischen Traditionen Bayonnes, die Gouvernante und der Arzt als Symbole für Gesundheit und Wohlbefinden sowie die Favoritin, denn jeder König hat nunmal eine.

Während der Festtage, die dieses Jahr vom 27. bis 31. Juli stattfinden, wird König Léon täglich geweckt. Erst am letzten Abend, wenn er sich zur Ruhe legt, wird das Ende der Festlichkeiten eingeläutet. Dann heißt es geduldig zu sein… bis zum nächsten Jahr.

Öffentliche Tanzveranstaltungen, Straßenkonzerte und die Mascleta, ein vertontes Feuerwerk, bieten den Besuchern vielfältige Möglichkeiten sich zu vergnügen. Die Pelote basque, eine Reihe verschiedener Ballsportarten, bei denen man u.a. mit der Hand ein Ballknäuel gegen eine Wand wirft, erfreuen sich ebenso großer Beliebtheit auf den Fêtes de Bayonne. Nicht zuletzt kommen die Besucher voller Begeisterung zu den Kuhrennen im Zentrum des Viertels Petit-Bayonne und zu den Stierkämpfen in der Arena Marcel-Dangou.

Gemeinschaft und Frohsinn während der Fêtes de Bayonne

Auf der offiziellen Seite der Fêtes de Bayonne kann man Folgendes lesen: „Die Magie dieser fünf Festtage spiegelt sich in den Traditionen und Bräuchen, in der lebhaften Musik, im Sport und in der Gastronomie wieder. Das Fest nimmt die Stadt in Beschlag. Es dringt in die Stadtmauern ein und schleicht sich in den Schatten der Kathedrale. Es schlendert gemächlich am Nive-Ufers entlang, um in einem Gemisch aus Gelächter und Gesang in den engen Gassen zu verpuffen.“

Bayonne_Roi

Einige Tierschützer mögen an den Traditionen des Stierkampfes und Kuhrennens Anstoß nehmen. Für die Bayonner machen diese Ereignisse einen Teil ihrer Lebenskultur aus. Der Wunsch, dass sich alle Besucher des Festes in weiße Hosen und Hemden kleiden und mit einem roten Tuch schmücken, hat nichts mit Vereinheitlichung zu tun, sondern mit Gleichheit. An diesen Tagen sind alle gleich, feiern zusammen und leben das Miteinander. Die über 80 Vereine der Stadt, die sich vielfältig an der Programmgestaltung und am Stadtleben beteiligen, prägen den gemeinschaftlichen Charakter der Fêtes de Bayonne. Sie wollen lachen und fröhlich sein und laden jeden, der möchte, dazu ein, dabei zu sein.

Da bleibt mir zum Abschluss nur noch eins zu sagen: Zer giro ona! Auf baskisch: Was für eine tolle Stimmung! Selbst habe ich das Fest noch nicht erlebt, aber das Programm macht auf jeden Fall Lust nächstes Jahr dabei zu sein. Und Sie? Werden Sie mit dabei sein?

Anmerkung: Veröffentlichung der Fotos mit freundlicher Genehmigung der Stadt Bayonne.

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