Kennen Sie den Begriff des Lektors? Wissen Sie, was es damit auf sich hat? Sie denken an den Menschen, der in der Kirche liest? Das ist auch ein Lektor, aber den meine ich nicht. Er bzw. sie lehrt an Universitäten, vor allem Fremdsprachen? Richtig, das nennt man auch einen Lektor. Aber um diese Berufe oder Tätigkeiten geht es mir heute nicht, sondern um das unbekannte Wesen des Lektors, der mit Texten arbeitet. Warum man einen Lektor für einen Text braucht, das werden wir noch sehen.
Das Berufsbild des Verlagslektors
Der Duden definiert den Beruf des Lektors – also den, von dem wir reden – als Mitarbeiter eines Verlages, der eingehende Manuskripte prüft und bearbeitet. Aber was prüft er und was bearbeitet er? Die Aufgaben eines Verlagslektors beschränken sich längst nicht mehr auf dieses enge Feld der Manuskriptanalyse. Heutzutage plant ein Lektor das Buchprogramm des Verlages, er steht in Kontakt zu den verschiedenen Abteilungen wie Grafik, Vertrieb und Marketing. Er koordiniert das Projekt „Buch“ vom Manuskript bis zur Drucklegung. Und darüber hinaus bis zur Vermarktung auf Lesungen, in Interviews und Presseberichten. Und ganz wichtig: Er tauscht sich mit dem Autor des Buches aus. Ganz schön viel Arbeit! Für die eigentliche Überprüfung des Manuskripts bleibt ihm nicht viel Zeit.
Experten aus der Branche nennen Zahlen von über 3000 unverlangt eingesandten Manuskripten pro Jahr. Wenn wir rechnen, dass der Autor nur zehn Seiten Probetext plus ein Exposé von einer Seite einreicht und dass der Lektor pro Manuskript eine halbe Stunde Zeit aufbringt, macht das ein Gesamtarbeitsvolumen von 1500 Stunden. Bei einer 40-Stunden-Woche gehen also allein 37,5 von 52 Wochen für die Prüfung von Manuskripten drauf. Abzüglich Urlaub und Krankheitstage bleibt ihm ein effektives Arbeitspensum von ACHT(!) Wochen, um all die anderen Aufgaben zu erledigen. Unmöglich…
Die Funktion des freiberuflichen Lektors: Arbeit am Text
Einige Verlage greifen für einen Teil der Aufgaben auf einen externen, einen freiberuflichen Lektor zurück. Dies betrifft meist die Textarbeit. Die sprachliche Bearbeitung eines Textes spiegelt nur einen kleinen Teil der Tätigkeiten eines freiberuflichen Lektors wider. Sie soll jedoch im Mittelpunkt des heutigen Beitrags stehen.
Konkret heißt Textarbeit zunächst: Korrektur von Rechtschreibung, Grammatik und Interpunktion gemäß den Empfehlungen des Dudens. Darüber hinaus kann der Lektor ein stilistisches Lektorat vornehmen. Er gibt Hinweise, wie und wo der Verfasser seine Ausdrucksweise verbessern kann. Einige typische Beispiele: Verwendung von Füllwörtern (aber, doch, freilich, eigentlich, relativ, meist, größtenteils), Nominalstil und Überschüttung eines Textes mit Adjektiven. Diese sollte man als Autor vermeiden, will man einen lesbaren und flüssigen Text erzeugen. Nicht nur in wissenschaftlichen Texten, sondern auch in der Belletristik oder in einer Imagebroschüre kommt es auf die richtige Argumentationsstruktur an. Ist der Text logisch aufgebaut? Gibt es Inkohärenzen? Inwieweit sind Abschnitte, Figuren oder Handlungen schlüssig?
Professionelle und zielgruppenorientierte Kommunikation
Der Lektor, das unbekannte Wesen: Viele bräuchten ihn, aber die wenigsten wissen überhaupt von seiner Existenz. Was denken Sie, was mit den Texten geschehen ist, die Sie tagtäglich lesen? Wenn sie gut geschrieben und fehlerfrei sind, wurden sie höchstwahrscheinlich von einer Person geschrieben, die die deutsche Sprache sehr gut beherrscht. Im Idealfall hat eine zweite Person den Text geprüft. Diese Person muss sich nicht unbedingt Lektor nennen, kennt sich aber ebenfalls mit der deutschen Rechtschreibung und Grammatik bestens aus.
Welchen Eindruck erhalten Sie von einem Buch, ob Roman oder Katalog, von einer Website oder einem Flyer, die eine Vielzahl an sprachlichen Fehlern enthalten? Diese Fehler stören nicht nur den Lesefluss, sondern vermitteln ein gewisses unprofessionelles Verhalten. So geht es mir zumindest. Wenn ich beispielsweise ein Luxusprodukt kaufen will, das nur aus den besten Materialien besteht und womöglich von Hand gearbeitet ist, dann erwarte ich für den immens hohen Preis eine ordentliche Qualität, einen wirklichen Mehrwert. Ich will sehen, wie viel Leidenschaft die Entwickler in dieses Produkt gesteckt haben, beispielsweise in eine Herrenuhr einer weltweit renommierten Uhrenfirma.
Wenn ich nun auf der Website derselben oder in dem Katalog dieses Unternehmens viele sprachliche Fehler, einen holprigen Stil und fehlende Stringenz vorfände, hinterließe dies keinen guten Eindruck bei mir. Eine mangelnde Sorgfalt in ihren Schriftstücken würde mich stutzig machen: Gehen sie mit ihren Produkten genauso um? Um es kurzzufassen: Angemessene Kommunikation ist das Stichwort. Es geht darum, den Leser seiner Texte und letztlich den Käufer seiner Produkte ernst zu nehmen. Und es geht darum, ihm ausreichend Hilfestellung zu geben, damit er den Text von Anfang bis Ende lesen will, ihn verstehen und etwas für sich daraus mitnehmen kann.
„Das kann ich doch selbst!“ oder Lektoren als Unterstützer zwischenmenschlicher Kommunikation
Wenn Sie eine Sache nicht vollends beherrschen, versuchen Sie es vielleicht zunächst selbst. Dann kommen Sie irgendwann an einen Punkt, an dem Sie jemanden fragen, der es vollends kann: einen Experten. Sie gehen zum Friseur, um sich einen modischen Haarschnitt verpassen zu lassen. Sie gehen zum Arzt, um über Ihren Gesundheitszustand aufgeklärt und geheilt zu werden. Sie fragen einen Elektromeister an, um neue Stromleitungen in Ihrem Haus zu verlegen. Sie beauftragen einen Lektor, um Ihre Texte für die jeweilige Zielgruppe und das jeweilige Medium zuzuschneiden.
Jeder Text, den man schreibt, kann optimiert werden. Um diesen Schritt selbst umzusetzen, fehlt dem Verfasser des Textes oftmals der nötige Abstand. Der Verband Freier Lektorinnen und Lektoren e. V. empfiehlt daher in seinem „Leitfaden Freies Lektorat“: „Wenn die freie Lektorin/der freie Lektor den Text für den Folder, die Website oder das Mailing selbst schreibt, sollte dieser auf jeden Fall vor der Veröffentlichung in ein gutes Lektorat gegeben werden. Denn Lektorinnen und Lektoren geht es nicht anders als anderen Autoren: Tippfehler, inhaltliche Lücken und ungenaue Argumentation im eigenen Text übersieht man immer am leichtesten“ (S. 100).
Lektoren helfen Ihnen, die zwischenmenschliche schriftliche Kommunikation zu verbessern. Sie prüfen Ihre Texte, ob für Online- oder für Offline-Veröffentlichungen. Kommunikation zwischen zwei Menschen ist immer extrem schwierig; jedes Paar kann davon ein Lied singen. Nutzen Sie die Fähigkeiten eines qualifizierten Lektors für Ihre Texte, nicht nur als Verlag, sondern als Unternehmen jeder Branche. Ob Sie in der Industrie, im Handwerk oder im Dienstleistungssektor unterwegs sind. Sie leben von der effizienten Kommunikation sowohl mit Ihren Kunden als auch mit Ihren Partnern und Lieferanten.
Fazit
Gemeinsam mit einem Lektor bzw. einer Lektorin arbeiten Sie daran, Texte in ansprechender Form zu veröffentlichen. Aus dieser Zusammenarbeit entsteht eine verbesserte Kommunikation zwischen Ihnen als Unternehmen und Ihrer Zielgruppe. Probieren Sie es aus!